Bei der diesjährigen Pariser Modewoche traf The Row eine ungewöhnliche, aber kühne Entscheidung: Während ihrer Herbst/Winter-Kollektion 2024/2025 blieben die Kameras aus. Diese Maßnahme, die von der renommierten Modekritikerin Vanessa Friedman auf Twitter publik gemacht wurde, führte zu einer spürbaren Diskrepanz auf Social-Media-Plattformen wie Instagram – kein übliches Fluten von Bildern und Videos von der Show.
Für viele war das eine unerwartete Wende. In einer Branche, die zunehmend von digitaler Präsenz und sofortiger Teilhabe abhängt, schlug The Row einen anderen Weg ein. Anstelle von flüchtigen digitalen Momenten erhielten die Gäste klassische Notizblöcke und Stifte, ein Zugeständnis an die traditionelle Kunst der Beobachtung und des Innehaltens. Diese scheinbar einfache Geste verlangte den Gästen ab, sich auf eine tiefere, introspektivere Art mit der Show auseinanderzusetzen, fernab der Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit digitaler Medien.
Diese Entscheidung von The Row brachte eine Mischung aus Frustration und Bewunderung hervor. Auf der einen Seite standen Fans und Teilnehmer, die es gewohnt sind, Ereignisse durch den Filter ihrer Kameralinsen zu erleben. Auf der anderen Seite jedoch entstand eine einzigartige Atmosphäre, in der Mode als reine Form – losgelöst von digitaler Ablenkung und sofortiger Verbreitung – erlebt werden konnte.
Indem The Row den Gästen die Möglichkeit gab, sich Notizen zu machen, betonten sie die Bedeutung des bewussten Erlebens. In einer Welt, in der Bilder häufig mehr sagen als tausend Worte, forderte The Row die Gäste auf, ihre eigenen Worte zu finden, um die Schönheit und das Handwerk ihrer Kollektion zu beschreiben. In gewisser Weise könnte dies eine tiefere, dauerhaftere Erinnerung schaffen als jedes noch so perfekt gefilterte Foto.
Dieser Schritt spiegelt auch das Sprichwort “Geld schreit, Reichtum flüstert” wider. The Row setzt sich bewusst von der gängigen Praxis ab, Mode durch massenhafte, öffentliche Zurschaustellung zu zelebrieren. Sie schaffen eine exklusive Erfahrung, die nicht durch die Linse eines Smartphones, sondern durch die Sinne und die persönliche Wahrnehmung der Gäste erlebt wird. Eine Einladung zu einer Show von The Row wird somit zu einem Zeichen für diskreten Luxus und Stil.
Diese Herangehensweise fordert uns auf, die Beziehung zwischen Mode, Medien und Publikum neu zu überdenken. Sie wirft die Frage auf, was in der Modebranche wirklich zählt: Ist es die öffentliche Darstellung und die sofortige Anerkennung durch Likes und Shares, oder ist es die persönliche Erfahrung und Wertschätzung von Design und Handwerk? The Row scheint die Antwort zu kennen: Wahre Eleganz und Luxus benötigen kein Schaufenster – sie sprechen für sich selbst.
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